Nähanleitung: Tunnelzug nähen

von | Aug 10, 2020 | 5 Kommentare

Wie nähe ich in ein locker fallendes Kleid einen Tunnelzug ein ohne ein Schnittmuster zu haben? Auch ich habe mir diese Frage vor einiger Zeit gestellt. Danach habe ich begonnen etwas zu experimentieren und jetzt hängen einige schöne Kleider mit einem Tunnelzug in der Taille in meinem Kleiderschrank. Ich liebe diese Kleider, da sie einfach super bequem sind und durch die Betonung der Taille eine schöne Figur machen. Jedem noch so schlichten Kleid kannst du dadurch einen schönen Hingucker verleihen 🙂 In diesem Beitrag will ich dir nun zeigen, wie du selber in ein locker fallendes Kleid einen Tunnelzug einnähen kannst, ohne dafür ein Schnittmuster zu benötigen.

Was du dafür benötigst:
  • dein vorbereitetes Kleid (am besten noch unversäumt, die Länge solltest du nach dem Einnähen des Tunnelzugs bestimmen, da der Tunnelzug das Kleid etwas nach oben zieht)
  • Stecknadeln
  • Maßband
  • einen Markierstift oder Kreide

Und los gehts:

1. Schritt: Richtige Höhe bestimmen

Zuerst ziehst du dein vorbereitetes Kleid an und legst dir einen Gürtel oder ein Bindeband (was du gerade zur Hand hast) um die Taille. Achte darauf, dass es bequem sitzt. Nun markierst du dir mit Stecknadeln entlang der oberen Kante deines Gürtels den späteren Verlauf deines Tunnelzugs. Am besten auch rechts und links genau auf der Seitennaht. Je mehr Nadeln du insgesamt steckst, desto besser kannst du nachher deinen Verlauf bestimmen. Gerade auf dem Vorderteil deines Kleides ist es wichtig, dir den Verlauf recht gut zu stecken, da dein Kleid an dieser Stelle durch die Brust etwas nach oben gezogen wird. Somit stellst du sicher, dass dein Tunnelzug später angezogen schön waagrecht verläuft.

2. Schritt: Tunnelverlauf einzeichnen

Ziehe das Kleid vorsichtig aus, damit die Nadeln nicht herausrutschen und drehe dein Kleid auf links. Lege es mit der linken Stoffseite nach oben auf den Tisch. Nun überträgst du mit einem Markierstift oder Kreide den zuvor gesteckten Verlauf auf das Kleidungsstück. Am Vorderteil wird diese Linie je nach Größe deiner Brust mehr oder weniger rund verlaufen. Wenn du einen großen Brustumfang hast wird die Rundung stärker ausgeprägt sein. Bei einem recht kleinen Brustumfang wird diese Linie nur leicht nach unten gewölbt sein. Messe an beiden Seiten nochmal den Abstand von der Ärmelnaht bis zur gesteckten Nadel an der Seitennaht und vergleiche dieses Maß miteinander. Dieser Abstand sollte in etwa identisch sein, damit dein Tunnelzug seitlich auf der gleichen Höhe sitzt.

An der Rückseite deines Kleides gehst du gleich vor. Wenn du einen etwas runderen Rücken hast, sollte die Linie auch etwas rund verlaufen.

Profi Tipp: Wenn du dir unsicher bist, wie diese Rundung verlaufen soll, nimm dir einen Heftfaden und nähe mit einem wirklich großen Stich die eingezeichnete Rundung nach. Probiere dann das Kleid nochmal an und schaue, wo sich der Heftfaden befindet. So kannst du die Rundung anschließend nochmal korrigieren, falls dir der Verlauf noch nicht gefallen sollte.

3. Schritt: Position der Knopflöcher einzeichnen (optional)

Du hast nun mehrere Möglichkeiten, wie du deinen Tunnelzug nähen kannst. Entweder nähst du ihn komplett durchgehend und ziehst nur ein Gummiband ein. Oder du platzierst vorne in der Mitte zwei Knopflöcher, durch die du ein Bindeband ziehen kannst. In dieser Anleitung zeige ich dir die Variante mit dem Bindeband. Wenn du nur ein Gummi einziehen möchtest, kannst du den Schritt mit den Knopflöchern auslassen.

Zur Bestimmung der Position der Knopflöcher lege das Vorderteil im Bruch. Dazu ist es empfehlenswert, die Seitennähte aufeinander zu stecken, damit nichts verrutscht. Nun markierst du dir vorne den Bruch mit dem Marker.

Jetzt misst du vom Bruch vorne auf deinem zuvor eingezeichneten Verlauf einen Abstand von ca. 3 – 5 cm. Diesen Abstand ist der halbe Abstand deiner späteren Knopflöcher und kannst du dir selbst aussuchen. Ich würde den Abstand aber aus optischen Gründen nicht größer als 5 cm wählen, da das Bindeband dein Kleid später an dieser Stelle etwas zusammenzieht.

Stecke jetzt eine Nadel durch beide Stofflagen um die Position des zweiten Knopflochs auf die gegenüberliegende Seite zu übertragen und markiere dir wieder diese Position.

4. Schritt: Länge des Tunnelzugs bestimmen

Nachdem du die Position deines Knopflochs bestimmt hast, misst du einmal ringsherum die Weite deines Kleides. Messe direkt auf der eingezeichneten Linie vom einen Knopfloch bist zur Seitennaht….

…wende dein Kleid und messe auf dem Rückenteil von Seitennaht zu Seitennaht…

…und zum Schuss wieder von der Seitennaht bis zum zweiten Knopfloch. Notiere dir diese Länge.

Variante ohne Kopflöcher: Wenn du einen Tunnel ohne Knopflöcher nähen möchtest, messe einfach die komplette Länge ringsherum und merke dir diese Länge.

5. Schritt: Tunnel zuschneiden

Um die Länge des Tunnels zu bestimmen, nimmst du dein zuvor gemessenes Maß und addierst noch 2 cm hinzu. Diese 2 cm benötigst du, damit dein Tunnel später die Knopflöcher verdeckt. Schneide den Tunnel mit dieser Länge und einer Breite von 4 cm zu. Falls du einen breiteren Gummi oder ein breiteres Band einziehen möchtest, vergrößere demnach die Breite deines Tunnels.

Variante ohne Knopflöcher: Hier musst du keine 2 cm hinzugeben sondern schneidest den Tunnel genau nach der zuvor gemessenen Länge zu. Die Breite kann hier entweder auch 4 cm betragen oder du wählst sie wieder nach deinem belieben.

Versäubere nun die Kanten einmal ringsherum mit der Overlock.

Schneide die Overlockfäden nicht ab, sondern ziehe sie mit einer großen Stopfnadel in die Naht hinein. Damit verhinderst du ein aufdröseln der Naht auch nach mehrmaligem Waschen des Kleidungsstücks.

6. Schritt: Knopflöcher nähen

Schneide zwei kleine Stücke Vlieseline zu und bügel sie auf die Stelle, an der du die Knopflöcher platzierst. Da ich ein schmales Band einziehe, habe ich eine Knopflochgröße von 1,5 cm gewählt. Bitte passe die Größe des Knopflochs entsprechend deines Bandes an, welches du einziehen möchtest.
Nähe vorher unbedingt ein Probeknopfloch auf einem Reststück Stoff. Bügel auch beim Probeknopfloch Vlieseline darunter.

Wenn du die Knopflöcher genäht hast, trenne Sie vorsichtig auf. Ich stecke mir immer hilfsweise eine Nadel ans Ende eines Knopflochs zur Sicherung, falls ich beim auftrennen mal abrutschen sollte, sichert die Nadel das Ende des Knopflochs.

Variante ohne Knopflöcher: Diesen Schritt kannst du auslassen.

7. Schritt: Tunnel annähen

Jetzt kannst du den Tunnel aufstecken. Beginne beim ersten Knopfloch und beachte dabei, dass der Tunnel das Knopfloch überlappt. Lege nun die Tunneloberkante an deinen zuvor auf den Stoff gezeichneten Tunnelverlauf und stecke ihn mit Nadeln fest. Stecke den Tunnel einmal ringsherum auf und steppe ihn anschließend an der Ober- und Unterkante einmal fest.

Variante ohne Knopflöcher: Wenn du ringsherum ein Gummiband einziehen möchtest, beginne am besten an der Seitennaht mit dem feststecken des Tunnels und stecke den Tunnel ebenfalls einmal ringsherum auf. Nun steppe ihn auch an der Ober- und Unterkante fest.

8. Schritt: Gummi/Band einziehen

Nun hast du es fast geschafft. Als letzten Schritt ziehst du dein vorbereitetes Band ein. Da ich ein Gummi auch sehr bequem finde, habe ich dieses mal für das Rückenteil ein schmales Gummi vorbereitet, an welchem ich an beiden Seiten zwei Bänder angenäht habe (siehe Bild unten). Die Länge des Gummis habe ich bestimmt, indem ich mir das Gummi an meine hintere Taille gehalten habe. Stecke an ein Ende deines Bandes eine große Sicherheitsnadel fest und schiebe das Ganze einmal durch den Tunnel hindurch, bis das Band an der anderen Seite wieder raus kommt.

Variante ohne Knopflöcher: Du hast den Tunnel von Seitennaht zu Seitennaht angenäht wo nun die Enden des Tunnels aufeinander treffen. In diese Öffnung kannst du nun dein Gummi einziehen und es zusammen nähen.

Und schon bist du fertig! Dein schlichtes A-Linien-Kleid ist hat nun einen Tunnelzug bekommen und der Fokus liegt jetzt in deiner Taille.

Du hast natürlich noch etliche Variationsmöglichkeiten. Beispielsweise könntest du jeweils am Vorderteil vor der Seitennaht Knopflöcher einnähen und dann ein vorderes und ein hinteres Band reinziehen. Diese Bindebänder kannst du dann seitlich binden oder mit längeren Bändern auch auf dem Rücken binden. Wie du siehst, gibt es zahlreiche Möglichkeiten wie du dir deinen individuellen Tunnelzug gestalten kannst!

Ich hoffe, dir hat meine Nähanleitung gefallen. Schreib mir doch gerne in die Kommentare – auch wenn du Fragen, Anregungen oder Kritik hast.

Ich freue mich, wenn du dein Werk mit der Nähcommunity teilst. Verlinke mich mit @schnittelement und #schnittelement, damit ich dich finde und dein Ergebnis teilen kann.
Viel Spaß bei Nähen!

Deine
Madeleine

Hi, ich bin Madeleine

der kreative Kopf hinter schnittelement. Ich komme aus dem schönen Südschwarzwald und wohne aktuell in meiner Wahlheimat Freiburg. Auf diesem Blog dreht sich alles um das Thema Nähen und DIY. Ich freue mich so sehr, dass du den weg hier her gefunden hast und mich auf meiner kreativen Reise begleitest.

Deine  Madeleine




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5 Kommentare

  1. Simone

    Lieben Dank für den Beitrag zum Tunnelzug! Beste Grüsse – Simone

    Antworten
    • Madeleine

      Sehr gerne! Liebe Grüße Madeleine

      Antworten
  2. Jessica

    Hey 🙂 gibt es zu dem Kleid auch zufällig ein Schnittmuster? Danke und LG 🙂

    Antworten
    • Madeleine

      Hallo Jessica,
      den Schnitt habe ich mir selbst gemacht. Dazu gibt es leider kein Schnittmuster.
      Liebe Grüße Madeleine

      Antworten
  3. Mary

    Tolle Nähanleitung

    Antworten

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